In Zeiten zunehmender Unsicherheit und potenzieller Infrastrukturausfälle gewinnt die dezentrale Selbsthilfe der Bürger massiv an Bedeutung. Wenn Mobilfunknetze und Festnetzkommunikation ausfallen, bieten lizenzfreie Funkanwendungen wie CB-Funk, PMR446 und Freenet oft die letzte Möglichkeit für lokale Kommunikation.
Doch Funkgeräte allein reichen nicht aus – es braucht klare Regeln, damit aus losem Funkverkehr eine disziplinierte Kommunikation wird. Hier setzt der „ZNK DV 810 Durchführungs-Vorschlag für Zivile Notfunk-Kommunikation“an.
Die „Sprache“ der Sicherheit
Der ZNK DV 810, initiiert durch T-Day.net, ist eine vereinfachte und an den zivilen Rahmen angepasste Version der ehemaligen KatS DV 810, welche die Grundlage für die Funkvorschriften von BOS (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie Feuerwehr und Polizei) bildet. Das Ziel ist es, zivilen Notfunkgruppen einen vereinheitlichten, disziplinierten und sicheren Kommunikationsstandard an die Hand zu geben. Nur so kann im Ernstfall eine reibungslose Übergabe kritischer Informationen an die Behörden erfolgen.
Die wichtigsten Prinzipien des ZNK DV 810:
- Disziplin und Kürze: Funkverkehr dient ausschließlich der Bewältigung der Krisenlage. Höflichkeitsfloskeln sind untersagt; es wird mit „Sie“ angesprochen.
- Klare Priorisierung: Nachrichten werden nach Dringlichkeit mit festen Betriebswörtern gekennzeichnet, z.B. „Sofort“ (hohe Eilbedürftigkeit) oder der Standardverkehr „Einfach“. Im Übungsbetrieb dient das Kennwort „Tatsache“ dazu, einen realen Sachverhalt vom fiktiven Übungsverkehr zu unterscheiden.
- Festgelegte Verfahren: Von der Eröffnung des Funkverkehrs („[Gegenstelle] von [Eigene Stelle] kommen.“) bis zum Abschluss („Verstanden, Ende.“) ist jeder Schritt standardisiert.
- Verständlichkeit: Zur Vermeidung von Missverständnissen bei Namen oder Zahlen ist die Buchstabiertafel zu verwenden.
- Lagenachweis: Das Dokument enthält Mustervorlagen für die systematische Protokollierung aller wichtigen Funksprüche.
Bürgernotfunk als Selbsthilfe
Die ZNK DV 810 ist ausdrücklich ein Durchführungs-Vorschlag und besitzt keine behördliche Verbindlichkeit. Sie dient vielmehr als Orientierungshilfe und Grundlage zur Vereinheitlichung der zivilen Krisenkommunikation.
Dieses Konzept unterstützt die Idee des Bürgernotfunks, bei dem die breite Verfügbarkeit von Jedermann-Funkgeräten genutzt wird, um lokale Kommunikationsnetze aufzubauen. Die T-Day Initiative fördert diese Vernetzung und empfiehlt die Nutzung des Notfunkkanals 3 (bei PMR446, Freenet und CB-Funk) für Übungs- und Notzwecke.
Um die im ZNK DV 810 festgelegten Prozeduren zu verinnerlichen, sind regelmäßige Übungen essenziell. Ob bei den monatlichen T-Day Events oder in der eigenen Notfunkgruppe – der ZNK DV 810 bietet das nötige Handwerkszeug, damit wir im Ernstfall gemeinsam eine klare Sprache sprechen.